Die "beste Liga aller Zeiten" und die Realität

Vereine der Sky Go Erste Liga und die Liga selbst in Nöten, Bundesliga-Aufsichtsrat fordert weniger (!!!) Profis in der Profiliga, Reform dringend nötig – zwei Absteiger bei neun Vereinen eine Farce

Morgen beginnt auch für die Sky Go Erste Liga das Frühjahr. Was den Titelkampf betrifft, handelt es sich vielleicht um die spannendste Frühjahrssaison seit Jahren. Dass die Bundesliga jedoch von der "besten Liga aller Zeiten" spricht, ist nicht nur übertrieben sondern fällt ins Reich der Märchen. Denn nach wie vor sind viele Dinge bei weitem nicht so, wie sie im Profi-Fußball sein sollten.

Es ist erfreulich, dass Sky als Sponsor und Namensgeber der Liga erhalten bleibt. Schön, dass der Werbewert der gesamten Liga gestiegen ist. Und auch die Änderung der Jugendregelung ist zu begrüßen. Doch man sollte nicht die Augen vor der Realität verschließen: Fixabsteiger Austria Salzburg wird erst am 1. März wissen, ob der Spielbetrieb fortgeführt werden kann oder nicht. Sollten die Gläubiger dem Sanierungsplan nicht zustimmen, dann gehen die Flutlichter aus. Der Spielbetrieb müsste mit sofortiger Wirkung eingestellt werden, ab der 19. Runde würden alle Salzburg-Spiele mit 0:0 und null Punkten für die Gegner gewertet werden.

Aber nicht nur Salzburg steht finanziell im Abseits, auch andere Klubs scheinen den monetären Zweikampf zu verlieren. Bei Kapfenberg baute man Leistungsträger ab und setzt vermehrt auf junge Spieler. Dabei half die Mannschaft schon im Herbstdurchgang bei der Finanzierung des Spielbetriebes. Da man zwischen den Auswärtsspielen in Lustenau und Innsbruck (Dienstag und Freitag) aus sportlich nachvollziehbaren Gründen nicht nach Kapfenberg retour fahren wollte, steuerten die Spieler 50 Prozent für den Hotel-Aufenthalt bei. Von der Kostenbeteiligung für das Trainingslager gar nicht zu sprechen. Und das in einer selbst ernannten Profi-Liga! "Diese Zustände sind unhaltbar", fordert VdF Vorsitzender Gernot Zirngast Abkehr von eben dieser Profiliga und findet bei Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs scheinbar auch Gehör. Fuchs – auch Bundesliga-Aufsichtsrat, fordert künftig statt 20 nur noch 15 Profis im jeweiligen Kader. Ohne jedoch von der Zehnerliga abzurücken und damit weiterhin mit Spielterminen am Montag, Dienstag und Freitag. „Eine Reduzierung der Anzahl an Profispielern, die zumindest den Kollektivvertrags-Mindestgehalt verdienen, ist bei Beibehaltung des derzeitigen Ligaformates absolut undenkbar und würde auf kräftigen Widerstand bei den Spielern stoßen“, stellt Zirngast diesbezüglich klar. „Es ist traurig genug, wenn ein Bundesligaaufsichtsrat in seinem Verein ohne finanzielle Beteiligung der Spieler nicht für entsprechende Bedingungen sorgen kann, um den Ansprüchen an Profifußball gerecht zu werden. Aber dieses Modell auch noch auf die ganze Liga ausweiten zu wollen, indem man wieder vermehrt auf Amateure setzen will, ist absolut entbehrlich“, äußert sich der VdF-Vorstand eindeutig zum Vorstoß von Fuchs. Die Frage wer für die Verdoppelung der Legionäre ab der Saison 2016/17 verantwortlich zeichnet, dürfte damit auch beantwortet sein. Hat ja gerade Kapfenberg beste Erfahrungen mit Amateurspielern aus dem Ausland.

Die VdF regt seit vielen Jahren schon eine Änderung des Formats der zweithöchsten Spielklasse an. Eine Profiliga mit schlechteren Netto-Durchschnittsverdiensten als bei so manchen Vereinen in den Amateurligen schadet dem Image des heimischen Fußballs weit mehr als es ihm nützt.  Die Bundesliga hat sich diesbezüglich bis 2020 einzementiert. Die Frage ist, ob sich Österreich unter den ohnehin schon herrschenden Begebenheiten eine zweite Profi-Liga bis dahin leisten kann oder man nicht endlich Farbe bekennen sollte, dass es so nicht geht. Zwei Fix-Absteiger bei neun dafür in Frage kommenden Vereinen (Liefering spielt quasi außer Konkurrenz mit) zeigen, wie verantwortungslos OFB- und Ligafunktionäre mit dem Fußball an der Schnittstelle von Amateur- und Profifußball umgehen. „Es hat den Anschein, dass sich die Sky Go Erste Liga („Heute für Morgen“ war einmal) sich von selbst ad absurdum führen muss, weil sich niemand traut der Wahrheit ins Auge zu sehen“, meint Zirngast, der sich eine einzige aber dafür ordentliche Profiliga in Österreich wünscht. Es ist zu erwarten, dass auch im Frühjahr wiederum nicht nur sportliche Aspekte der Sky Go Erste Liga diskutiert werden. Vorfreude auf einen Meisterschaftsstart sieht anders aus.

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