Nach BP-Wahl: Österreichs neue politische Landschaft

Blauer Teppich mit wenigen Sprenkeln

Der erste Durchgang der Hofburg-Wahl hat am Sonntag das bisher beste Ergebnis der FPÖ auf Bundesebene gebracht. Norbert Hofer konnte fast flächendeckend bei den Wählern Punkten. Beim Blick auf die Wählergruppen und Motive zeigen sich teils bekannte Bilder - aber auch die eine oder andere Überraschung, wie die Wahltagsbefragung zeigt.

Die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung: Dieses Argument war am Wahlabend immer wieder als Grund für das Ergebnis zu hören. Vor allem die beiden Kandidten der Regierungsparteien selbst führten ihr schlechtes Abschneiden auf diesen - O-Ton Rudolf Hundstorfer (SPÖ) - „Rucksack“ zurück.

Dass eine generelle Skepsis der Regierung gegenüber bei der Wahlentscheidung zumindest eine Rolle gespielt hat, wird auch durch die Wahltagsbefragung gestützt. Nur bei Hundstorfer ist die Mehrheit der Wähler mit der Regierungsarbeit zufrieden. Sogar beim ÖVP-Kandidaten Andreas Khol haben die Regierungskritiker knapp die Mehrheit. Bei den Wählern von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer sind überhaupt nur zwölf Prozent sehr oder eher zufrieden mit der Regierungsarbeit.

Hofer der Kandidat der jungen Männer

Bereits von vergangenen Wahlen bekannt sind die Unterschiede im Hinblick auf das Geschlecht der Wähler. Während Hofer bei den männlichen Wählern 45 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte, fiel die Zustimmung zum FPÖ-Kandidaten bei den Frauen deutlich niedriger aus. Hier waren Hofer und die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss beinahe gleichauf: 27 Prozent der Frauen gaben ihre Stimme Hofer, 26 Prozent Griss.

Auch der von den Grünen unterstützte Alexander Van der Bellen konnte bei den Wählerinnen überdurchschnittlich stark punkten: 22 Prozent der Frauen gaben ihm laut Wahlbefragung ihre Stimme, bei den männlichen Wählern waren es nur 17 Prozent. Ginge es nur nach den Männern unter 29 Jahren, hätte Hofer das Hofburg-Rennen bereits im ersten Wahldurchgang entschieden: 51 Prozent gaben ihre Stimme dem FPÖ-Kandidaten.

FPÖ neue Arbeiter-, Grüne neue Beamtenpartei?

Ein noch deutlicheres Bild ergibt ein Blick auf die Berufsgruppen. In der Gruppe der Arbeiter erreichte Hofer 72 Prozent, SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer dagegen nur zehn Prozent. Bei dieser Wahl konnte sich die FPÖ unangefochten den Titel Arbeiterpartei auf die Fahnen schreiben.

Auch in der Gruppe der Angestellten kam Hofer auf den ersten Platz - wenn auch bei weitem nicht so deutlich wie bei den Arbeitern. 37 Prozent gaben ihre Stimme Hofer. Griss und Van der Bellen kommen hier mit je 23 Prozent auf den zweiten Platz. Ein spannendes Detail eröffnet sich bei den öffentlich Bediensteten: Mit 30 Prozent erhielt hier Van der Bellen die meiste Zustimmung – ebenso viel wie bei den Selbstständigen.

Unterschiede bei der Bildung

Kaum Überraschungen birgt die Analyse der Bildungsgruppen. FPÖ-Kandidat Hofer konnte vor allem bei Menschen mit einem Pflichtschul- oder Lehrabschluss punkten. 43 Prozent der Wähler mit einem Pflichtschulabschluss entschieden sich für Hofer. Noch erfolgreicher war die FPÖ bei den Wählern, die eine Lehre abgeschlossen haben. 51 Prozent der Stimmen entfiel in diesem Wählersegment auf Hofer.

Ein gegenteiliges Bild zeigt sich bei den Maturanten und Akademikern. Hier punkteten vor allem der von den Grünen unterstützte Van der Bellen und die unabhängige Kandidatin Griss. Bei den Wählern mit abgeschlossener Matura sprachen 39 Prozent Van der Bellen ihr Vertrauen aus, bei den Akademikern waren es 35 Prozent.

Westen etwas bunter

Durchaus deutlich lassen sich die Unterschiede auch auf geografischer Ebene festmachen - zumindest auf den zweiten Blick. Denn zuvorderst sieht Österreich, heruntegebrochen auf die Gemeinden, wie ein blauer Teppich aus - mit sehr wenigen andersfarbigen Sprenkeln. Die finden sich zum einen vor allem im Westen Österreichs. In Vorarlberg und Tirol konnte der Tiroler Van der Bellen in mehr als 30 Gemeinden den Sieg davontragen.

Van der Bellen punktet in Speckgürteln

Noch erfolgreicher war der von den Grünen unterstützte Kandidat in den Speckgürteln der großen Städte. Rund um Linz entschieden sich etwa verhältnismäßig viele Wähler für Van der Bellen. Ein ähnliches Bild zeigt sich rund um Wien.

Auch in den Landeshauptstädten selbst schnitt der von den Grünen unterstützte Kandidat überdurchschnittlich gut ab. Hier liegen Van der Bellen und Hofer zum Teil noch so eng beisammen, dass die Briefwähler das Rennen um Platz eins entscheiden können.

Den Landeshauptstädten ist damit - mit Ausnahme von Eisenstadt - gemeinsam, dass Hofer dort durchgehend rund fünf Prozentpunkte hinter seinem bundesweiten Ergebnis zurückblieb. Das gilt auch für die Bundeshauptstadt. Wien geht - noch ohne ausgezählte Briefwahlstimmen - an Van der Bellen. Der von den Grünen unterstützte Kandidat kam in Wien - anders als Hofer - über 30 Prozent.

Zweigeteiltes Wien

Allerdings präsentierte sich Wien beim ersten Wahlgang zweigeteilt. Während die Bezirke im Westen der Stadt und innerhalb des Gürtels allesamt an Van der Bellen gingen, kam Hofer im Süden und jenseits der Donau auf den ersten Platz. Chancenlos und deutlich unterhalb der 15 Prozent blieb in der roten Hochburg Wien hingegen Hundstorfer.

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